Leeres Land

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Entstehung des Namens

Östlich des Flusses Gerwol, der in der Nähe des Halblingreiches entspringt, beginnt das Leere Land. Eigentlich noch Gebiet des Mittelreiches, erstreckt sich dieses Land südlich des Elfenreiches bis an den Halblingkrater. Das Land wird gegen Norden immer unwirtlicher, gleichzeitig drohen am Horizont im Norden der elfische Geisterwald und im Osten die verdorrten Drachenlande. Im Süden des Landes leben immer noch zahlreiche Hügelriesen und Oger, auf deren Speiseplan nicht selten unglückliche Siedler landen. Der Kaiser ist aufgrund dieser ungünstigen Faktoren nicht an einer Erschließung des Gebietes interessiert und unterstützt die wenigen mutigen Siedler in keiner Weise. Somit ist dieses Gebiet in der Hauptsache Rückzugsgebiet für allerlei Gesindel – ob Räuber, Diebe oder gar Orks aus dem letzten Orkkrieg der Jahre 576-577, hier sind alle anzutreffen, die den wachsamen Augen der Staatsgewalt entgehen wollen. Viele Siedlungen im Leeren Land sind ausschließlich von Kriminellen, Ausgestoßenen und zwielichtigen Gestalten bevölkert.

Landschaft und Klima

Das Leere Land ist kälter und rauer als die Mittellande, die Böden sind trockener und weniger fruchtbar. Anstatt der großen Wälder erstrecken sich weite Steppen, die zahlreichen Hügelketten sind mit Nadelwäldern bedeckt. Die Vegetation der Steppen besteht aus Gräsern, Sträuchern und einzelnen Bäumen. Das Klima ist bei weitem nicht so rau wie in den Nordlanden, die Winter sind jedoch ungleich härter als im restlichen Kaiserreich. Im Frühjahr und Herbst sorgen Winde vom Meer und vom Großen Rücken für starke Stürme, die nicht selten in Form von Wirbelstürmen auftreten. Allein dieses Wetterphänomen hat schon unzählige Siedlungen zerstört, genau wie Überschwemmungen und Schneestürme.

Demographie

Das Leere Land beherbergt die größte Ork-Population östlich des Zweistroms, was seine Ursache in einem strategischen Fehler der mittelländischen Heerführung hat: Vor einigen Jahrzehnten wurde ein Orkheer, das in Cor eingefallen war, erfolgreich zurückgedrängt. Statt den Orks nachzusetzen und sie zu vernichten, ließen die angeschlagenen kaiserlichen Truppen jedoch bald von der Verfolgung ab. Hätten die Kommandeure gewusst, dass die Orks den Zug nicht nur mit ihrem Heer, sondern mit ihren gesamten Sippen unternommen hatten, wäre die Verfolgung sicherlich gründlicher ausgefallen. Auf diese Weise jedoch ließen sich die Orks im Leeren Land nieder und gründeten eine Siedlung, die noch unter dem Namen Uluk'a'torl bekannt ist. Die Orks wachen eifersüchtig über ihr Jagdterritorium, das sich über die Hügel und weiten Steppen ausbreitet, die die Stadt umgeben. In Zeiten des Mangels oder der Überbevölkerung spalten sich immer wieder einzelne Gruppen aus Uluk'a'torl ab und ziehen meist plündernd durch das Leere Land, bis sie aufgehalten werden. Bisher hat es noch keine dieser Gruppen geschafft, weit in die Mittellande vorzustoßen, allerdings wird gemunkelt, dass einzelne Gruppen neue Dörfer gegründet haben, die noch nicht von den Spähern des Kaisers entdeckt wurden.

Die größte Bevölkerungsgruppe besteht aus Menschen, in der Mehrheit Mittelländern; gelegentlich trifft man auch Nordländer an, die im Allgemeinen Verstoßene sind. Der Großteil der hier ansässigen Mittelländer besteht aus einfachen Leuten: Die meisten können die hohen Steuern des Kaiserreichs nicht mehr bezahlen und ziehen es vor, unabhängig zu leben, anstatt ihr Dasein als Tagelöhner zu fristen. Andere wiederum suchen ihr Glück oder einen Neuanfang und wollen dem Bauerndasein entrinnen.

Mischrassen sind im Leeren Land sehr zahlreich, was vor allem den Grund hat, dass sie in dieser Region keine Benachteiligung oder gar Verfolgung zu fürchten haben. In einem Land, in dem es alleine auf die Fähigkeit zu überleben ankommt, ist die Kraft eines Halbogers oder das Geschick eines Halbgoblins von unschätzbarem Wert und wird dementsprechend respektiert.

Unabhängig von Rasse und Kultur sind viele Bewohner des Landes vor dem Gesetz oder der Rache eines Kultes geflüchtet und im rechtsfreien Leeren Land untergetaucht.

Ballungsräume

Es gibt nur wenige Siedlungen im Leeren Land, die über längere Zeit Bestand hatten. Ebenso schnell wie neue Siedlungen gegründet werden, verschwinden diese meist auch wieder von der Landkarte. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Ob plündernde Orks oder Räuber, Missernten, wilde Tiere oder Monster – die Gefahren des Leeren Landes sind vielfältig und machen das Siedeln zur tödlichen Gefahr. Dennoch werden Jahr für Jahr neue Siedlungen gegründet, was an der großen Zahl von Siedlern liegt, die ihr Glück im Leeren Land versuchen oder einfach gezwungen sind, ihre sicheren Dörfer in den Mittellanden zu verlassen.

Im Leeren Land gibt es fünf Siedlungen, die schon seit einigen Jahrhunderten existieren. Dies sind die einzigen Siedlungen, die älter als zehn Jahre sind und deren Lage auf Karten verzeichnet ist. Heute sind die fünf Städte Zentren der politischen Macht, obwohl kein mittelländischer Adeliger sie so nennen würde. Trotz allem haben es die Städte geschafft, halbwegs funktionierende Systeme aufzubauen, und sie konkurrieren bisweilen um Macht und Einfluss. Dies spiegelt sich vor allem in den Protektoraten der Städte wieder: Pro Jahr schaffen es ungefähr ein bis zwei der neu gegründeten Siedlungen, den ersten Winter zu überstehen. Im darauf folgenden Frühjahr bieten die angrenzenden Städte ihren Schutz gegen Tribut in Form von Waren und Nahrung an. Häufig versuchen Repräsentanten der Städte sich gegenseitig auszubooten, wobei in der Regel alle Mittel erlaubt sind und auch angewendet werden. Der rechtsfreie Raum des Leeren Landes kennt keine diplomatischen Regeln oder Gesetze, was sich in den rauen Sitten des Landes perfekt wiederspiegelt.

Die Stadt Borlov

Borlov ist eine der ältesten Siedlungen des Leeren Landes und gleichzeitig die größte. In den Mittellanden ist die Stadt als "Höllenschlund" oder die "Stadt des Lasters" verschrieen, wobei sich viele Legenden um die Stadt ranken. Dies hat vor allem den Grund, dass Borlov keine festgeschriebene Gesetzgebung hat – die Stadt befindet sich sozusagen in einem Zustand ständiger Anarchie. Als "Fels in der Brandung" dient der so genannte Stadtfürst, der zusammen mit einigen Beratern über die wichtigsten Streitfälle der Stadt entscheidet. Als Grundlage verwendet er jedoch keine Präzedenzfälle oder Gesetzestexte, sondern er entscheidet nach eigenem Ermessen. Der Stadtfürst ist in der Regel der Anführer einer der vier großen Clans der Stadt: Die Clans werden die "Drachen", die "Schlangen", die "Äxte" und die "Schwerter" genannt und blicken auf eine Jahrhunderte alte Tradition und Feindschaft zurück: Ursprünglich waren die Clans kriminelle Banden, die mit der Zeit die Übermacht gewannen und die Kontrolle übernahmen. So kam es, dass Gesetze aufgrund der omnipräsenten Banden ihre Wirkung verloren und langsam das Recht des Stärkeren in der Stadt einzog. Heute kontrollieren die Clans sämtliche Bürger und Stadtteile; durch die ständigen Kämpfe und Streitigkeiten wechseln die Territorien des Öfteren ihre Herren. Da ein solcher Herrschaftswechsel für die Bevölkerung keine Auswirkungen hat, wird das ständige Hin und Her von der Bevölkerung relativ gleichmütig aufgenommen. Die einzige Auswirkung, nämlich die Tributpflicht oder Kopfsteuer (in diesem Fall ist dies wörtlich zu nehmen, denn wer die Steuer nicht zahlt, verliert selbigen), bleibt in jedem Fall gleich.

Der derzeitige Stadtfürst Jerlek Venos ist der Anführer der "Drachen" und dafür bekannt, seinen Vorgänger nicht diskret durch ein Attentat abgelöst zu haben, sondern durch einen handfesten Bandenkrieg, der die Clans sehr geschwächt hat. Venos hat sich als harter Herrscher erwiesen, der drakonische Strafen verhängt und bedingungslose Loyalität verlangt. Durch seinen Führungsstil konnte sich die Stadt vom großen Bandenkrieg wieder erholen und etwas außenpolitische Macht erlangen, indem Venos eine kleine, aber schlagkräftige Truppe aus altgedienten "Drachen"-Kämpfern und Söldnern in Dienst stellte. Zurzeit ist Jerlek Venos dabei, sein Machtfundament weiter auszubauen, was von den übrigen Clans mit wachsendem Unwillen beobachtet wird.

Das Stadtbild von Borlov wird von niedrigen Häusern aus Holz geprägt: Hier leben Handwerker, Händler und Tagelöhner. In den äußeren Bezirken leben vor allem Bauern, die die Felder außerhalb von Borlov bewirtschaften. Der Boden um die Stadt ist ertragreich und wird vom Fluss Brawe bewässert, der sich vom Halblingkrater aus durch das Leere Land windet und ins Nordmeer fließt.

Um die Stadt führt ein drei Schritt hoher Holzwall, der mit zwei Toren und Wachtürmen versehen ist. Der Wachdienst wird von den "Wächtern" übernommen, die keinem Clan angehören und sich zur Neutralität verpflichtet haben. Das Amt der Wächter wurde in Übereinstimmung aller Clans einberufen, als zum Wachdienst einberufene Clanmitglieder sich gegenseitig umgebracht hatten und infolgedessen ein Rudel Werwölfe die Stadt überfiel und schrecklich dort wütete.

Die Stadt Lex

Die Stadt Lex war lange Zeit der Stadt Borlov nicht unähnlich: Gesetze waren wirkungslos oder nicht existent, und die Herrschaft von Tyrannen wechselte oft. Zu dieser Zeit trug die Stadt den Namen Fortol. Eines Tages kam ein Jedek-Priester namens Amis Donnerfaust nach Fortol und wollte dort einen Tempel gründen. Dies gelang ihm auch, allerdings erst, nachdem er sich vieler Angriffe dunkler Gestalten erwehrt und den Tyrannen Orbos im Zweikampf besiegt hatte. Amis gewann schnell zahlreiche Anhänger, da er, wo er auch auftauchte, mit seiner Weisheit, aber auch mit seiner Kampfeskraft Gerechtigkeit durchsetzen konnte. So war ihm die Unterstützung des Volkes gewiss, das die Zeit der Unterdrückung und Anarchie leid war. Die treuesten seiner Anhänger bildete Amis Donnerfaust zu Templern aus und errichtete mit ihnen den Jedek-Tempel, der heute noch das Zentrum der Stadt prägt. Noch im selben Jahr war der Einfluss des Tempels so groß geworden, dass Amis Donnerfaust sich zum Verwalter der Stadt von Jedeks Gnaden ausrufen lassen konnte. In seiner Amtszeit führt er eine an die Leeren Lande angepasste Gesetzessammlung ein, die heute "Lex Donnerfaust" genannt wird. Der Name der Stadt wurde am ersten Jahrestag der Herrschaft Donnerfausts geändert. Durch die wirkungsvollen Gesetze und die organisierten Gesetzeshüter hielt nach und nach Ordnung Einzug in der Stadt. Donnerfaust regierte bis zu seinem Tod 40 Jahre später mit harter und gerechter Hand. Seit diesem Tag vor ca. 200 Jahren regiert der Orden des Jedek über die Stadt. Die ursprünglich von Donnerfaust eingeführten Gesetze sind fast unverändert gültig. Die Bevölkerung ist zu einem bescheidenen Wohlstand gekommen, es existieren sogar Handelsbeziehungen zu einigen Siedlungen im Leeren Land.

Eine weitere herausragende Eigenschaft der Stadt Lex ist ihre außergewöhnliche Befestigung: Da die Stadt aufgrund ihres Wohlstands viele Neider hat, kam es mit großer Regelmäßigkeit zu Überfällen von feindlichen Gruppen, jedoch auch von Ungeheuern und gefährlichen Tieren. Oft reichten die einfachen Holzpalisaden nicht aus, und die Stadt musste große Verluste hinnehmen. Aufgrund dessen wurde die Stadt schwer befestigt, so dass Lex heute die einzige Stadt des Leeren Landes mit einer steinernen Stadtmauer ist.

Viele Neuankömmlinge im Leeren Land meiden die Stadt Lex, da sie nur allzu oft den Zwängen des Staates oder Gesetzes entfliehen wollen. Sich in einer Stadt mit strengen Gesetzen und einer organisierten Staatsgewalt niederzulassen, erscheint den meisten als abwegig und wenig attraktiv.

Die Stadt Broga

Broga ist die kleinste der dauerhaften Siedlungen des Leeren Landes, aber gleichzeitig eine der umtriebigsten. Die Stadt liegt im Nordosten des Leeren Landes und erscheint bis heute nicht auf offiziellen Karten des Kaiserreichs. Einige ertragreiche Erzadern und Kohleflöze verlaufen durch die Hügel des Umlandes und unter der Stadt. Infolge dessen ist das Stadtbild geprägt von den hölzernen Fördertürmen der Minenschächte und den Schornsteinen der Gießereien und Schmieden. Die meisten Häuser sind sehr stabil aus Holz und Stein gebaut, zum Schutz der Stadt existieren jedoch nur Palisaden aus Holz. Die Wälder in der unmittelbaren Umgebung von Broga sind im Laufe der Jahrhunderte fast komplett abgeholzt worden, die Hügel um die Stadt sind heute kahl und öde. Das Holz wurde hauptsächlich für das Abstützen der Minenschächte verwendet, was die Größe des Tunnelnetzes unterhalb der Stadt erahnen lässt. Es wird behauptet, dass ein Tunnel mehrere Meilen nach Westen führt, dessen genaue Position jedoch nur dem Handelsrat bekannt ist.

Die Erzhändler von Broga gehören zu den reichsten Personen des Leeren Landes, da sie das in anderen Siedlungen begehrte und lebensnotwendige Erz sowie Waffen und Werkzeuge verkaufen. Trotz eigener Minen besteht dort somit eine gewisse Abhängigkeit von Broga, da das eigene Erz alleine oft nicht ausreicht.

Aufgrund der ertragreichen Erzadern haben sich zahlreiche Halblinge aus Olbar in der Stadt angesiedelt und erschöpfte Stollen in Behausungen umgewandelt. Heute sind die Halblinge fast alleine verantwortlich für das Betreiben der Minen und Stollen, einige Familien haben es zu schier unglaublichem Reichtum gebracht. Gut ein Fünftel der Bevölkerung Brogas sind mittlerweile Halblinge, die fast alle unterirdisch leben. Aus diesem Grund wirkt die Stadt Broga von der Fläche her besonders klein, was viele Feinde bereits unterschätzt haben. Die drei reichsten und mächtigsten Familien, die Spatenstichs, Bergmanns und Schwarzhands, sind allesamt Halblingsfamilien und stellen seit langem die drei Vorsitzenden des Handelsrates, der die Geschäfte der Stadt lenkt und in wichtigen Fällen Recht spricht. Die übrigen Mitglieder werden von den Vorsitzenden für drei Jahre ernannt und können allen gesellschaftlichen Schichten entspringen. Diese Regierungsform hat zu einer jahrhundertealten Tradition der Korruption geführt und die Position der drei Vorsitzenden umso mehr gestärkt.

Es ist wenig verwunderlich, dass die drei vorsitzenden Familien untereinander verfeindet sind und ständig versuchen, sich mit allen Mitteln zu schaden. Dies geschieht oft durch Intrigen, in die einzelne Familienmitglieder verstrickt werden, Erpressung, oder offene Angriffe auf Handelskarawanen. Zur Durchführung der Angriffe sowie zur Verteidigung der Karawanen haben die Vorsitzenden eigene kleine Armeen geschaffen, die sie auf eigene Kosten trainieren oder anheuern und mit Waffen aus eigener Produktion ausrüsten. Broga ist die einzige Stadt des Leeren Landes, die sogar berittene Einheiten – ähnlich den Rittern der Mittellande, doch ohne vergleichbaren Kodex – besitzt.

Aufgrund seines Reichtums hat Broga viele Feinde, und einige andere Städte sähen die Erzproduktion gerne in ihren Händen. Die Zerstrittenheit der Anführer schien vielen Angreifern schon immer eine Schwäche, die es auszunutzen galt. In Zeiten des Krieges legten die Familien jedoch sofort ihre Streitigkeiten bei und schafften es bislang immer, auf diese Weise jegliche Angreifer abzuwehren.

Die Stadt Nokrossos

Das Stadtbild von Nokrossos wird von drei Türmen beherrscht, errichtet aus schwarzem Basaltgestein. Die Türme bilden zusammen mit Festungswerk die dunkle Zitadelle, die früher als Fluchtburg und Ratssitz verwendet wurde. Heute werden die Türme von einem Todesmagier bewohnt, der vor einigen hundert Jahren in die Stadt kam, die Anführer besiegte und sich zum neuen Herren erklärte. Die Bewohner der Stadt sind seine Leibeigenen und zu geringen Abgaben verpflichtet, und nach ihrem Tod müssen sie ihren Körper dem Magier zur Verfügung stellen, sofern er dies wünscht. Seine Anweisungen an seine Untertanen lässt der "Namenlose Nekromant", wie er genannt wird, durch seinen Diener überbringen: Dieser ist ein Ritter des Todes, der auf einem Nachtmahr reitet. Er wird von den Leuten "der Seneschall" genannt und ist aufgrund seiner Grausamkeit in der ganzen Stadt gefürchtet. Wird ein Auftrag des Magiers nicht sofort und genauestens ausgeführt, so schlägt der Seneschall den Bestraften mit seiner Klinge, worauf der Betroffene meist drastisch altert. Viele Familien haben auf diese Weise schon ihre Existenzgrundlage verloren, da der Vater plötzlich zu alt und zu schwach zum Arbeiten war. Der Magier selbst lässt sich nur äußerst selten in der Stadt sehen. Niemand hat je sein Gesicht gesehen, es kursieren jedoch die verschiedensten Gerüchte: Die einen wollen wissen, dass er in Wahrheit ein Todesgeist ist, andere meinen, er sei ein Vampir. Fest steht nur, dass der Magier stets in eine weite schwarze Kutte mit überhängender Kapuze gehüllt ist, die Hinweise auf seinen Körperbau oder sein Gesicht verschleiert.

Für die Menschen bleibt Nokrossos jedoch ein vergleichsweise guter Ort zum Leben, da sie – solange sie nicht gegen die Herrschaft des Nekromanten aufbegehren – weitestgehend in Ruhe gelassen werden: Frondienste sind unbekannt, und die Abgaben sind im Vergleich zum Kaiserreich sehr gering. Die einzige Verpflichtung, die manchen Bürgern unangenehm ist, ist die Verehrung des Gottes Xzar. Der Magier begünstigt den Kult des Xzar, andere Religionen sind in der Stadt verboten. Verbrecher, auffällige Fremde und Bürger, die sich gegen die Herrschaft des Magiers auflehnen, werden in regelmäßig durchgeführten Messen dem dunklen Gott geopfert, gewöhnliche Bürger der Stadt werden jedoch verschont. Der Tempel des Xzar in Nokrossos ist somit der einzige öffentliche Tempel dieses Gottes in den Mittellanden, der zudem zahlreiche Priester und Templer beherbergt.

Die Macht des Namenlosen Nekromanten ist so groß, dass er eine ganze Armee von Untoten erschaffen und kontrollieren kann. Regelmäßig bedient er sich der Untoten, um Arbeiten in der Stadt durchführen zu lassen. Aus diesem Grund sind die Bürger der Stadt verpflichtet, ihren Körper auf dem zentralen Friedhof des Magiers bestatten oder aber einbalsamieren zu lassen. Auch das Militär der Stadt besteht vornehmlich aus Untoten, die die Wachdienste und im Notfall die Verteidigung der Stadt übernehmen. Nur wenn es zu einer größeren Schlacht oder einer Belagerung kommt, sind die Lebenden dazu verpflichtet, zu den Waffen zu greifen. Nichtsdestotrotz unterhält der Magier eine kleine Söldnertruppe, die Aufgaben übernimmt, für die Untote weniger geeignet sind. Die Gruppe nennt sich selbst die "Dornenfaust" und besteht ausschließlich aus erfahrenen Kämpfern und einigen Knappen. Die Söldner tragen geschwärzte Plattenrüstungen und Kettenzeug, ihre Waffen variieren nach persönlichen Vorlieben. Aufgrund ihrer bedingungslosen Loyalität zum Namenlosen sowie ihrer Grausamkeit sind sie bei der Bevölkerung weit mehr gefürchtet als die zahlreichen Untoten, die zwar einen schrecklichen Anblick bieten, ohne weitere Befehle jedoch nur ihren Arbeiten nachgehen.

Anhängern der dunklen Todesmagie ist die Stadt Nokrossos als Ort der Ausbildung und Forschung bekannt. Jedes Jahr nimmt der Namenlose Nekromant neun Magier als seine Lehrlinge auf und lehrt sie die dunklen Geheimnisse des Todes anzuwenden und weiter zu erforschen. Viele der Todesmagier sind in Nokrossos oder in der Nähe der Stadt geblieben, um das Wissen der Zitadelle nutzen zu können. Im Gegenzug führen sie Aufträge für den Nekromanten aus, der stets versucht, seinen Einfluss zu erweitern.

Die Bewohner der übrigen Städte meiden Nokrossos, meist aus Angst, was zur Verbreitung vieler Gerüchte geführt hat: Die meisten Einwohner des Leeren Landes glauben, dass Nokrossos nur von Untoten bewohnt wird, die sich auf jeden Lebenden stürzen und ihm das Fleisch von den Knochen reißen. Die Liste der Grausamkeiten, die die Lebenden dort erwarten sollen, ist länger als das kaiserliche Melderegister. Aus diesem Grund finden nur äußerst wenige neue Siedler und noch weniger Händler ihren Weg in die Stadt, was Nokrossos mehr oder weniger zur Autarkie zwingt. Wer Reichtum und Macht zu erlangen sucht, ist in dieser Stadt definitiv fehl am Platze.

Uluk'a'torl

Obwohl diese Stadt auf keiner offiziellen kaiserlichen Landkarte auftaucht, ist ihre Existenz vielen im Leeren Land sehr wohl bekannt. Uluk'a'torl, die Stadt der Orks, ist die einzige größere orkische Siedlung östlich des Zweistroms. Entstanden ist die Stadt nach dem letzten Orkkrieg: Teile des vertriebenen Orkheers flohen nach Norden und begannen nomadisch durch die spärlich besiedelten Leeren Lande zu streifen. Bald teilten sich die Orks in Gruppen auf, nachdem die Masse der Orks vom Sichelgebirge gegen die stärkeren, jedoch zahlenmäßig unterlegenen Schwarzorks rebelliert hatte. Da ein orkischer Feldzug stets mit Frauen, Kindern und Alten im Gefolge durchgeführt wird, bildeten sich schnell Stammesstrukturen. Die meisten Stämme streiften als Nomaden durchs Land, wurden jedoch oft von den Bewohnern des Leeren Landes angegriffen. Viele Orks starben, bis drei Stämme, die in einer Felsenschlucht eingekesselt worden waren, erfolgreich gegen ihre Widersacher ankämpften, indem sie die Verteidigungsvorteile der Schlucht ausnutzten. Die Häuptlinge der Stämme beschlossen daraufhin, in der Schlucht eine Siedlung zu gründen, die allen Orkstämmen zum Schutz dienen sollte: Uluk'a'torl, was soviel bedeutet wie "schützende Steine", war geboren. Auch nach einigen hundert Jahren ist Uluk'a'torl keine beständige Siedlung, sondern wird beherrscht vom Kommen und Gehen der Stämme. Einzig im Winter suchen viele Orks Zuflucht in der Stadt.

Die Siedlung liegt geschützt in einem Canyon, dessen steil aufragende Wände in einem karstigen Hochplateau enden. Der Eingang zur Schlucht wird von einer Palisade versperrt, hinter der eine festungsartige Ansammlung von Blockhäusern, Türmen und Mauern liegt. Erst nachdem man es durch dieses Labyrinth von Bollwerken geschafft hat, gelangt man in die eigentliche Siedlung, die aus einer einzigen breiten Straße besteht, die sich durch die Schlucht zieht. In der Schlucht entspringt ein kleiner Fluss, der sich neben der Straße entlang windet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses, der von den Orks Narat'ftal ("Klarwasser") genannt wird, sind krude Gebäude aus Holz und Steinen errichtet worden, die den Orks als Wohnungen und Werkstätten dienen. Am Ende der Schlucht, direkt neben der Quelle des Narat'ftal, steht die große Versammlungshalle der Orks, in der die Häuptlinge im Winter zusammenleben und sich auch im Sommer einmal zur Beratschlagung treffen.

Uluk'a'torl wird permanent von ca. 200 Orks, meist Kriegern und Handwerkern, bewohnt. Die jagenden Stämme versorgen die Bewohner mit Nahrung, die sie bei den Handwerkern gegen Ausrüstung eintauschen. Die Krieger sind Anführer in Zeiten des Krieges und genießen hohes Ansehen innerhalb der Stadt. Da die Jäger nicht immer für genügend Nahrung sorgen können, kommt es in unregelmäßigen Abständen zu Hungersnöten. In diesen Zeiten verlassen die Krieger die Stadt, um zusammen mit den Jägern der Stämme plündernd durch das Leere Land zu ziehen. Die Orks greifen oft kleinere Siedlungen an und nehmen sich, was sie brauchen: Nahrung und vor allem Metall, über welches sie nur in geringen Mengen verfügen. Stehen die Orks vor einer Übermacht, so fliehen sie, bis die Verfolger ihre Spur verloren haben. Sollten die Orks ihre Verfolger wider Erwarten nicht abschütteln können, kehren sie in Gewaltmärschen nach Uluk'a'torl zurück, wo sie in der Überzahl zurückschlagen können.

Kein Mensch, Elf, Zwerg oder Halbling hat je das Innere der Orkstadt gesehen. Einige wenige Halborks, Halbgoblins oder Halboger, die das Land als Jäger durchstreifen, haben jedoch von der Orkstadt berichtet, in der sie in der Not aufgenommen wurden. Sollte die Stadt jemals von Kundschaftern des kaiserlichen Heeres entdeckt werden, so ist es sicher, dass der Kaiser sofort den Befehl zur Vernichtung der Stadt geben würde.